(19.04.2020)
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Internet-Gottesdienst
Samstagnachmittag, 16.30 Uhr. Niclas Waldheim fährt mit seinem Kombi vor die Kirchentür. Es werden ausgeladen: Stative, Scheinwerfer, Kameras, Mikrofone. Alle notwendig
für die Aufzeichnung der Messe für den Weißen Sonntag, die am nächsten Tag im Internet übertragen werden soll. Das Equipment wird sorgfältig um den Altar
herum aufgebaut. Patrick Kutal unterstützt - beide ein eingespieltes Team, die bereits seit dem 5. Fastensonntag die Messen und Gebetsimpulse aufzeichnen und bearbeiten.
Heute werden drei Kameras eingesetzt: zwei werden auf den Altar ausgerichtet, eine nimmt den Ambo in den Fokus. Zwei Scheinwerfer beleuchten den Altar. Patrick Kutal wird einen
drehen, wenn die Lesung und die Fürbitten verlesen werden und Pastor Johannes Broxtermann am Ambo predigt. Vom Kirchenschiff aus betrachtet stören die Gerätschaften die
Sicht auf den Altar. Aber in Corona-Zeiten ist die Kirche leer.
Viertel vor fünf: die drei Pastöre treffen ein und legen ihre Messgewänder an. Regiezettel werden an den wichtigen Stellen abgelegt. Noch eine letzte Abstimmung mit
Melanie Koch-Blöink, die für die musikalische Begleitung des Gottesdienstes zuständig ist. Die Kameras und die Mikrofone werden eingeschaltet. Und schon schlägt die
Turmuhr. Es ist 17 Uhr und die Aufzeichnung des Gottesdienstes beginnt.
Heute leitet Pastor Hans Helmut Ferkinghoff den Gottesdienst. Er wechselt sich sonntäglich mit Pfarrer Andreas Rose ab. Die Predigt liegt in der Hand von Pastor Johannes
Broxtermann. Der Ablauf der Messe ist wie jeden Sonntag, nur der Gesang ist etwas schwach, schließlich singen nur die drei Pastöre, der Lektor Diakon Stefan Hegerich, die
Aufnahmecrew und der Küster.
Hinter den Kameras wird immer wieder kontrolliert, ob der Bildausschnitt in Ordnung ist. Pastor Johannes Broxtermann wird zum Schluss der Messe gebeten, den Segen zu spenden. Heute ist
ein besonderer Tag für ihn: es feiert seinen 71. Geburtstag (und er ist heute zum zweiten Mal Opa geworden). Am Altar wird "Viel Glück und viel Segen" angestimmt, bevor
Pfarrer Andreas Rose die Messe mit einer kurzen Ansprache beendet.
Am Altar wird wieder abgebaut, das Material verschwindet im Kofferraum - und zuhause beginnt für Niclas Waldheim die eigentliche Arbeit. Die Videodateien werden von den Kameras auf
den Computer kopiert. Dort werden mit Hilfe eines Schnittprogramms die Bilder der drei Kameras zu einem Film zusammengeschnitten. Das muss lippensynchron passieren, Bild und Ton
müssen immer sauber zueinander passen. Also ist besondere Präzision gefragt. Für Niclas Waldheim ist es das erste Videoprojekt, er schafft das mittlerweile in
6 Stunden, für den Osterfilm gingen eher 9 Stunden ins Land. Dann wird der Film neu berechnet, was auch noch einmal gut 1 Stunde in Anspruch nimmt. Und dann muss der Film nach
Youtube hochgeladen werden, für einen hoch auflösenden Film von knapp einer Stunde bedeutet das noch weitere 3 bis 4 Stunden. Und Youtube rechnet den HD-Film intern in einen
Film mit geringerer Auflösung um. (Das hat beim ersten Mal am 5. Fastensonntag nicht richtig funktioniert. Entsprechend musste die Anfangszeit immer weiter nach hinten korrigiert
werden.) All das muss bis spätestens um 9 Uhr am nächsten Tag geschehen sein. Da darf nichts schiefgehen.
Kurz nach neun am Sonntagvormittag wird auf der Homepage der Pfarrei der Film verlinkt. Pünktlich um 10 Uhr am Sonntag kann dann jeder auf Youtube die Übertragung des
Gottesdienstes mitfeiern - weit über 1000 Mitfeiernde werden die Übertragung anschauen. Und Niclas Waldheim kann sich von seiner Nachtarbeit für die Pfarrei erholen ...
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