Pfarrei St. Medardus - Jockuschstr. 12 - 58511 Lüdenscheid
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(11.06.2020)















Fronleichnam - mal anders

In Corona-Zeiten ändert sich vieles - so müssen die Lüdenscheider Katholiken in diesem Jahr auf den Fronleichnamszug verzichten, denn: Menschenansammlungen sind verboten.
Doch Pilgern alleine, zu zweit oder als Familie ist gestattet. Also hat die Pfarrei zum ersten Mal in der Coronazeit alle vier Kirchen geöffnet. Und in jeder Kirche eine Aktion vorbereitet. Alle waren eingeladen, zu Fuß oder mit dem Auto die vier Kirchen zu besuchen, dort vor den ausgestellten Monstranzen ein Gebet zu verrichten und sich auf die Aktionen einzulassen.

St. Petrus und Paulus

Meine erste Station ist die Kirche im Honsel. Gerade werden die Türen geöffnet, Besucherlisten liegen bereit, und ich erhalte einen Bleistift und ein kleines rotes Papier. Hajo Waibel erklärt: Auf das Papier eine Bitte schreiben, das Papier knittern, zu einer kleinen Rolle zusammenrollen und anschließen am Altar anzünden. Ich glaube, viele der knapp 200 Besucher werden die gleiche Bitte haben wie ich: dass die Coronazeit bald beendet ist und wir die Zeit heil überstehen.
Nach dem Anzünden dauert es einen Moment, bis die Fürbitte langsam abhebt und immer schneller in Richtung Himmel steigt.

St. Joseph und Medardus

Mein Weg führt weiter zur Kirche am Sauerfeld. Dort zunächst die gleiche Prozedur: Eintragen in die Besucherliste, Mund-Nasenschutz angelegt. Als erstes fällt der Baldachin im Mittelgang ins Auge. Ein Begleitheft erklärt die verschiedenen Symbole und Schriften auf dem Altarhimmel. Pfarrer Andreas Rose segnet, wenn gewünscht, die Besucher unter dem Baldachin. Er wird im Laufe des Tages etwa 200 Personen den Segen spenden.
In den Bänken sitzen einige und beten vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, während die nächsten Besucher die Kirche betreten.

Maria Königin

Vor der Kirche erhalte ich ein frisch gebackenes Brötchen. Der Pizzaofen wurde extra für dieses Tag angefeuert, damit alle Besucher auch leiblich gestärkt ihren Weg fortsetzen können. 250 Brötchen werden an diesem Tag verteilt werden. Die letzten Besucher müssen leider ohne Stärkung in der Kirche ihr Gebet verrichten.
Vor dem Altar mit der Monstranz steht ein Plakat mit einem großen Herz, um das sich die Bilder der diesjährigen Kommunionkinder versammeln. Erst, wenn die Coronazeit zuende ist, werden sie persönich um den Altar herum stehen und zu ersten Mal die heilige Kommunion empfangen.

St. Paulus, Brügge

Meine letzte Station am Nachmittag ist die Kirche in Brügge. Der Weg ist weit und deshalb werden sich nur knapp 120 Katholiken aufmachen, um die Kirche zu besuchen.
Im Mittelgang liegt eine weiße Tapete - betreten ausdrücklich erwünscht. Mit Buntstiften umreißt jeder Besucher seine Schuhe und schreibt einen Wunsch, ein Gebet oder einen passenden Text in die Umrisse.

Viele Gemeindemitglieder haben sich vor dem Fronleichnamsfest Gedanken über den alternativen Ablauf gemacht und noch mehr ihre Zeit am Feiertag geopfert, um den Christen Lüdenscheids an den vier Orten die Aktionen zu erklären. Dafür ein Vergelt's Gott an alle. Den Besuchern wird dieses Fronleichnamsfest sicher in sehr guter Erinnerung bleiben. Wer den Weg zu Fuß zurückgelegt hat, wird nicht nur 15 km gelaufen sein, sondern auf dem Weg nachgedacht, gebetet, vielleicht auch vor sich hin gesungen haben. Und sich still der Hoffnung hingegeben haben, wie ein Besucher in Brügge in seinen Schuh geschrieben hat: