Pfarreientwicklungsprozess PEP
Gemeinde St. Joseph und Medardus - Jockuschstr. 12 - 58511 Lüdenscheid
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(09.05.2015)







Quo vadis, St. Medardus?

Samstagmorgen, 10.00 Uhr, Pfarrsaal St. Medardus. Das Bistum hat neben den Hauptamtlichen der Pfarrei die Mitglieder des Kirchenvorstands, des Pfarrgemeinderats sowie der Gemeinderäte eingeladen. Vom Bistum Essen angereist waren Dr. Michael Dörnemann, Leiter des Dezernats Pastoral im Bistum Essen, Rechtsanwalt Marcus Kleffken, designierter Nachfolger des Dezernenten im Kirchendezernats sowie Rolf Preiss-Kirtz, verantwortlich für Pfarreibegleitung und Entwicklung sozialraumorientierter Pastoral.

Es geht um die wichtige Frage: Wie können wir auch zukünftig eine lebendige Kirche sein? Sie stellt sich heute mit Macht, nachdem bereits in den Jahren 2006 – 2008 im Bistum ein gewaltiger Umstrukturierungsprozess als Antwort auf die wirtschaftliche Schieflage erfolgte, der in einer Zusammenlegung auf 43 Pfarreien mündete. Die Randbedingungen – betrachtet auf die nächsten 15 Jahre – werden sich nicht verbessern. Die Katholikenzahlen im Bistum werden von heute knapp 810.000 auf etwa 650.000 sinken. Die Zahl der Priester wird sich im gleichen Zeitraum von heute 230 nahezu halbieren.

Das Bistum geht davon aus, dass sich die Einnahmen durch Kirchensteuermittel trotz der immer geringer werdenden Mitglieder der katholischen Kirche in den nächsten 15 Jahren in etwa auf dem gleichen Stand bewegen wie heute. Erwartungsgemäß werden die Zugewinne durch Lohnsteigerungen die verringerte Anzahl der Steuern zahlenden Katholiken neutralisieren. Damit kann die Pfarrei St. Medardus auch in Zukunft mit unveränderten Schlüsselzuweisungen aus dem Bistum rechnen. Negativ werden sich die zu erwartenden Kostensteigerungen für Personal, Energie und Sachkosten sowie Rückgänge durch Spenden und Kollekten auswirken. Gleichzeitig müssen Rücklagen für den Erhalt der Gebäudesubstanz getroffen werden. Zwar beteiligt sich das Bistum an den Kosten in Höhe von 4 Mio. € jährlich für alle Gebäude im Bistum, dennoch sind im Mittel jährlich 51.000 € für große, 31.000 € für kleine historische Kirchen sowie 23.000 € für Kirchen, die in der Nachkriegszeit gebaut wurden, zurückzulegen. Rücklagen für sonstige Immobilien liegen bei ca. 1% der Herstellkosten. Das bedeutet für die Pfarrei St. Medardus mit seinen 5 Kirchen und sonstigen Gebäuden eine Rücklage von jährlich ca. 250 T€, von denen das Bistum 78.000 € übernimmt. Die Bildung von Rücklagen in dieser Größenordnung ist schon heute nicht möglich.

Um dem Anspruch ausgeglichener Haushalte gerecht zu werden, bedarf es bis 2020 einer Kostenreduktion von ca. 30%, bis 2030 um ca. 40% gegenüber 2015. Hierzu hat das Bistum keinen Masterplan, vielmehr wird ein Entscheidungsvorschlag vor Ort in der Pfarrei erwartet. Für diesen Prozess räumt das Bistum 2 Jahre ein, erst danach müssen die Maßnahmen greifen. Und hier sind alle Hauptamtlichen und Laien in der Pfarrei gefordert: bis Ende 2016 ist ein pastorales Konzept vor dem Hintergrund eines ausgeglichenen und nachhaltigen Haushalts für die Pfarrei zu erstellen. Unterstützung durch das Bistum wurde zugesagt. Während des Prozesses wird volle Transparenz erwartet. Alle Arbeitsergebnisse sollen offen kommuniziert werden, so dass sich alle Gemeindemitglieder in den Prozess einbringen können.

Die erste Phase, die Ende 2016 beendet sein soll, erarbeitet in verschiedenen Arbeitsgruppen eine gemeinsame Vision: Wie wollen wir 2020, 2025 und 2030 Kirche vor Ort sein? Auf Basis dieser Vision werden eine pastorale Konzeption und ein Zukunftsszenario entwickelt, die eingehend in den Gremien der Pfarrei diskutiert und letztendlich gemeinsam durch das Pastoralteam, den Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat verabschiedet werden. Nach Vorlage des Votums beim Bischof und dessen Genehmigung erfolgt ab 2018 die Umsetzung der festgelegten Maßnahmen.

Im ganzen Prozess geht es nicht vorrangig um Geld, Strukturen oder Gebäude – die Ressourcen haben nur eine dienende Funktion; sondern um die Frage: Wie können wir auch zukünftig eine lebendige Kirche sein?

So wichtig Finanzen und Strukturen in der Kirche sein mögen ? Was nutzen uns Gebäude und viele Strukturen, wenn kein Mensch mehr nach Gott fragt? Was nutzt eine Kirche, wenn es keine Menschen gibt, die den christlichen Glauben für sich entdecken und leben? Darum möchte ich Sie alle dazu ermutigen und einladen, unseren Weg der inneren Auseinandersetzung, des Gesprächs und Dialogs weiterzugehen. (Wort des Bischofs zum 01. Januar 2015)

Diese Anfrage geht an alle Christinnen und Christen der Pfarrei, sich in diesen Prozess einzubringen.